Liebe Gemeinde,
als meine Freundin mir erzählte, dass ihre Mutter verkündet hatte, dieses Jahr keinen Braten zu Weihnachten machen zu wollen, war ich irritiert. Ich wusste, vor ihrer Mutter hatte schon ihre Oma diesen Braten gemacht. Es war Tradition. Und ich hörte auch die Trauer und Enttäuschung bei meiner Freundin. Wie unfair, dachte ich. Nach einem Moment erzählte sie, dass ihre Mutter sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Sie hatte abgewogen: die Zeit in der Küche und die Arbeit gegen die Tradition, und entschieden – die Zeit mit meiner Familie ist mir wichtiger.
Prüfet alles und behaltet das Gute!
Dieser Vers aus 1. Thessalonicher (5,21) ist die Jahreslosung für das Jahr 2025 und passt gut zur Situation mit dem Braten. Mit Sicherheit kennen Sie solche Situationen auch in Ihrem
Leben. Und in unserer Kirche. Alles scheint auf dem Prüfstand zu stehen. Gebäude, Strukturen, Formate, Finanzen – Sie haben es schon mehr als einmal gehört.
Wichtiger finde ich hier das Gute. Natürlich versteht jeder und jede für sich etwas anderes darunter. Aber im christlichen Kontext ist uns schon am Anfang gesagt, was gut ist, nämlich die ganze Schöpfung und die Gemeinschaft. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, stellt Gott fest. Und so war es richtig, die Tradition mit dem Braten zu überprüfen und sich für die Zeit mit den Liebsten zu entscheiden.
Wie kirchlich Gemeinschaft in Zukunft gelebt wird, werden wir sehen. Aber sich immer wieder an Gott und sein „gut“ zurückzubinden, ist gut und wichtig. Damit auch weiterhin gilt: Und er sah, dass es gut war.
Ihre Pfarrerin
Laura Bowinkelmann